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A b s c h r i f t
Aus Tätigkeitsbericht der Feldpostprüfstelle bei Pz.A.O.K. 4
für Januar 1943


Stalingrad ! Untrennbar vom deutschen Heldenmut, untrennbar vom Begriff deutscher Tapferkeit und Treue. Der Berichtsmonat steht zum großen Teil im Zeichen dieses heroischen Kampfes und seiner Auswirkung.
Die höchsten Soldatentugenden erstrahlen in hellstem Lichte und Glaube und Vertrauen zum Führer erwerben sich hier ein für die Geschichte unvergängliches Ruhmesblatt.
"Unsere Lage ist schlecht und noch nicht geklärt, aber wir hoffen doch, dass alles bald behoben ist. Wo der Führer selbst eingreift, geht alles" (OGefr. FPNr. 12 767 )

und ein Gefr. FPNr. 23 977 schreibt: "aber der Führer kennt unsere Sorgen und Nöte, er wird alles - dessen bin ich gewiss, versuchen, um uns schnellstens zu helfen” . -

“Und wenn der Winter jetzt auch einige Rückschläge bringt, wo hat das nicht viel zu  sagen, Unser Führer hat es bisher richtig gemacht so wird er es auch weiterhin tun.  Also können wir auch in dieser Beziehung vertrauensvoll in die Zukunft blicken"   (OGefr.FPNr.23 153).

Und wenn ein Gefr. schreibt:" wir bekennen uns alle zu dem großen Kampfruf der Deutschen: "Führer befiehl, wir folgen Dir ", so haben Tausende von neuem dieses Treuegelöbnis mit ihrem Blute besiegelt.

Welch unverbrüchlicher Glaube spiegelt sich in Tagen bitterster Not:
"dass unser Führer alles daran 'setzen wird, die Erfolge der Russen in eine Niederlage umzuwandeln, sind wir sicher" (OGefr.FPNr.03 875).

„Auch das feste Vertrauen zu der unbedingt sicheren Führung läßt gar keine Zweifel aufkommen. Wir werden und müssen den Sieg erringen"(Obwachtmstr.FPNr.21 845).

So wird den kommenden Ereignissen mit Glaube und Zuversicht entgegengesehen, denn "Führer und Führung wissen allein den richtigen Weg, auch wenn es uns oftmals unverständlich oder rätselhaft erscheint" (Obwachmstr. FPNr. 38 900).
 
Die Zuversicht ist wochenlang das seelische Kampfmittel gegen alle anstürmende Hot und Entbehrung "Wer dieses Elend übersteht, hat gewonnen: Und das wir es überstehen, steht keinen Augenblick ausser Zweifel"  (OGefr.Reiter,FPNr.22 214).

Daher wird alles daran gesetzt, der Verbissenheit den Gegners, den höhnischen Gewalten der Natur und den Schicksals zum Trotz durchzuhalten: "denn hier kämpfen deutsche Soldaten unter deutschen Offizieren und das nie versagende Oberkommando der deutschen Wehrmacht " (OGefr. FPNr. 13 031 ),

Sie ist es die ihnen den Bewusstsein sieghafter Überzeugung gibt-.
"es ist ja auch ganz klar dass wir immer die Stärkeren bleiben, darüber besteht ja gar kein Zweifel"(Fw.FPNr.04 762).

"Deshalb seid stolz auf uns, denn hier bewähren sich nur die Treuesten und Tapfersten"
  ( Stbs-Wachtmstr. FPNr. 14 538 A):

Viele Briefe sind in ihrer hohen Stimmung auch humorvoll gehalten, was zweifellos von guter Stimmung zeugt:
" das einzig Gute ist, dass wir Stalingrader immer noch Humor haben, trotz unserer schwierigen Lage; wir sind eben deutsche Soldaten"
(OGefr.FPNr.15 911).

Deshalb worden in vorbildlicher Haltung alle zukommenden Opfer und Entbehrungen ertragen: "wenn wir den hl. Abend euch heuer wieder im harten Einsatz verbringen, so wollen wir doch gern jedes Opfer für die Heimat bringen, auf dass ihr eine glücklichere Zeit wie uns beschieden sein möge"  (OGefr. FPNr. 44 891).

Und trotz aller Ungunst wurde Weihnacht bei vielen doch befriedigend und in dankbarer Stimmung verbracht. Alle erkannten an, dass sich Vorgesetzte wie Kameraden die erdenklichste Mühe geben, selbst im entferntesten Winkel der weiten russ. Steppe, tausende km von der Heimat entfernt, ihren Kampfgefährten den Klang heimatlicher Weihnachtsglocken nahe zu bringen. Goldene Soldaten-Kameradschaft hat am hl. Abend gerade in Stalingrad ein beredtes Zeugnis unwandelbarer Treue abgelegt.
Ein Oblt. hatte jedem seiner Mannschaft aus Ersparnissen je 3 Zigaretten, 1 Scheibe Brot, etwas Briefpapier und 1 kl. Tannenzweig geschenkt und schreibt darüber:
" ich selbst hatte nichts, aber trotzdem war es eines meiner schönsten Weihnachten, das ich nie vergessen werde"
“Kameradschaft wird bis zur Weihnachtszeit oftmals dankbar und freudig und bis auf Teilung des letzten Stückchens Brot erwähnt. Mit der gleichen inneren Überzeugung prägt sie das Heldentum deutschen Kampfgeistes aus. Als Soldat muss man hart sein und sich den gegebenen Umständen anpassen, wer bei uns weich ist, hält kaum durch“

( Gefr.FPNr.03 932 B).

So schreibt auch ein Gefr. FPNr. 15 129: "jeder unserer Landser ist ein Held für mich - unglaublich, was diese leisten neben den vielen ungeheuren Entbehrungen. Aber Richtschnur ist uns nur unser Durchhalten, - es gibt nichts anderes".

Auch die aufrechte und opferbereite Gesinnung mit welcher daß diesjährige Weihnachten bei der Kampftruppe unter Feindeinwirkung und  z.T. denkbarsten Entbehrungen begangen wurde, muss als seelisches Heldentum bezeichnet werden. Ein Brot und wenige Zigaretten, dazu oftmals nur ein Holzgestell mit Steppengras als Ersatz für Weihnachtsbaum, oftmals auch nicht mal dieses. Trotzdem sind alle stolz, einmal auch solche Feiertage verlebt zu haben, wofür der Sylvester ein beredtes Zeugnis war.
 
So schreibt ein Uffz. FPNr. 38 875: „Punkt 12 Uhr stiegen rings auf den deutschen Linien die Leuchtraketen hoch. Ein unvergesslicher Anblick. So begrüssten Landser aus dem Schlamassel von Stalingrad das Jahr 1943! "
und ein O
gefr der gleichen Einheit:" wir lassen des Kopf nicht hängen. Und nachdem wir mit allem Stimmenaufwand Prosit Neujahr riefen, erklang das Deutschlandlind aus unseren Stellungen"

Oftmals trägt zur, heldenhaften Haltung auch die von vielen vertretene Meinung bei, dass diese groß angelegte ruß. Offensive die letzte Kraftanstrengung der Sowjets bedeute.  Deshalb bedeuten dem Landser Einzelerfolge seiner Truppe größte Genugtuung und oftmals ist zu lesen;
" gestern haben wir wieder so einen elenden Haufen zur Sau gemacht."


Aber schon i.d. ersten Januarwoche sinkt die Stimmung allgemein beträchtlich ab. Allenthalben wird über den Verpflegungsnachschub und Posteingang geklagt. Der Hunger hat in Stalingrad längst seine Todesernte begonnen:
"wir gehen langsam körperlich ein vor Hunger"; OGefr.  FPNr. 08779) oder
"was wir an Hunger ausstehen müssen, könnt Ihr Euch gar nicht denken"
(Gefr.FPNr.28 148).
Oft wird über die tägl. Verpflegungsration berichtet und zwar
"seit dem 21.11.42 Wasser- oder Kaffeesuppe, 200 g Brot, 15 g Butter und 20 g Büchsenwurst; viele Landser fallen vor Schwäche um und sterben Hungers "
(0Gefr. FPNr. 34 257 )

Diese Rationen wurden späterhin noch geringer und bleiben manchmal ganz aus, weil die "Ju" nicht einfließen konnten oder vom Feinde abgeschossen wurden. Der Schwächezustand nimmt erschreckend zu und viele Tote und Gefallene liegen steif gefroren auf freiem Felde umher, weil die Kraft versagt, die Kameraden zu beerdigen. So sinkt auch bei vielen bisher noch Mutigen die Stimmung und der Glaube auf eine nach mögliche Rettung:
"bei uns ist die Stimmung sehr schlecht und keiner glaubt mehr dran"
(Sold. FPNr.
07 752 D) und
ein Gefr. FPNr.  41 760 D schreibt: "-- und von aussen kommt und kommt keine Hilfe. Unsere Verluste sind ganz entsetzlich. Die Verpflegung jämmerlich. Wir alle sind mit den Nerven fertig. Das wir aus diesem Hexenkessel noch lebend herauskommen, daran glaubt keiner mehr".
Solche, die zuversichtlich, wohlgelaunt und noch immer humorvoll geblieben sind, gehen den anderen Kameraden auf die Nerven und schließlich beginnen auch sie, trübsinnig und immer düsterer i.d.Tag zu leben”.

" Wir werden so langsam alle weich", schreibt ein StbsGefr. FPNr. 13 914

und ein anderer meint, es würde kaum ein Brief in die Heimat ohne Tränen geschrieben. Und doch schreibt etwa zu gleicher Zeit - am 10.1.43 - ein Gefr. FPNr. 1l 319:
" bis jetzt geben wir die Hoffnung wohl nicht auf, ich kann einfach nicht daran glauben. Unser Führer hat uns manchmal warten lassen, man war bald verzweifelt und dann war an doch immer richtig, So wird an auch diesmal nein."
Immer wieder ist auch i
m Kessel in letzter Stunde Halt und Anker der Führer: „Hätte der Führer uns nicht selbst zugesagt uns zu befreien, so müßten wir verzweifeln“.
Inzwischen werden auch die Pferde immer weniger, oft ist das letzte schon geschlachtet. Die körperliche Konstitution hat ihre Widerstands- kraft verloren und die Krankheiten nehmen steigend zu, vor allem auch Gelbsucht, und die andauernde Kälte trägt durch Erfrierungen in raschem Maße bei. Trotz allen Heldentums und aller Opferbereitschaft geben viele immer lauter ihre Friedenssehnsucht kund, zumal die durch die Russen verübten und bei erfolgreichen kl. Gegenstößen vorgefundenen Verstümmelungen toter Kameraden ihnen die Kriegsschrecken in ganzer Größe vor Augen stellen: ( Ogefr. FPNr. 04362 )
“ die armen Verwundeten hat der Russe noch mißhandelt, z.B. Nase und Ohren abgeschnitten, ja man hat ihnen sogar die Geschlechtsteile abgeschnitten“
.
So werden die Nerven immer angespannter und sind bei vielen gereizt. Und wenn ein Oblt. FPNr. 22861 gegen Ende Dezember schreibt:“ der Geist und die Kameradschaft in den letzten Wochen und Monaten, durch Blut geschweißt, ist prächtig“.

Das Ausbleiben der Post aus der Heimat ist vielen fast empfindlicher und schmerzvoller als alles andere;“ aber auch das werden wir noch ertragen“.

An der Führung wird wenig Kritik geübt, vielmehr vertrauen Ihr alle mit großer Zuversicht: „ unsere Waffen und unsere Führung sind ja die besten von der Welt“. Andererseits gehen doch vielen die Augen auf, dass die Sowjets noch nicht am Ende ihrer Kraft zu sein scheinen.

So schreibt ein Unt. Arzt FpNr. 43 237 :“ Was hat die Heimat für Vorstellungen? Immer heißt es: die Russen sind am Ende, Gespensterdivisionen, Greise und Kinder usw. Andererseits schwere Angriffs- und Abwehrkämpfe.  Auszuhungern sind die Schweine niemals. Dieser Leichtsinn der Feindbeurteilung! Hier haben sie die Luftherrschaft, Tag und Nacht nichts als Russenraubvögel. Ich sehe kein Ende hier und das ist das Zermürbenste ;“

Die letzte Kesselpost vom 10.-16.1. lag am 18. vor, weil nachher keine Flugverbindung mehr möglich war.
Für die Richtigkeit der Abschrift

Hinweis:  der nachweislich letzte Ausflug war am 23.01.1943 !
                In den letzten Tagen vor der Einkesselung aber sicher nur
                noch mit rel. geringen Mengen Feldpost.
 

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